Über zu frühes Kommen und was du dagegen tun kannst...
Mein aktuelles Thema handelt von der vorzeitigen Ejakulation, umgangssprachlich auch als “zu früh kommen” bekannt. Man geht davon aus, dass ungefähr 20-30% der Menschen mit Penis jeden Alters unter diesem Krankheitsbild leiden. Gesellschaftlich stellt es leider noch ein absolutes Tabuthema dar, das oft mit Scham und Stigmatisierung verbunden ist. Dies kann dazu führen, dass Betroffene sich isoliert und allein gelassen fühlen, was den Leidensdruck noch verstärkt.
Man definiert die frühzeitige Ejakulation als Ejakulation innerhalb kürzester Zeit nach der Penetration oder gar schon bevor es überhaupt zum Eindringen des Penis in die Vagina gekommen ist. Dies kann dazu führen, dass befriedigender Geschlechtsverkehr für beide PartnerInnen nicht mehr möglich ist und eine starke emotionale Belastung für die Betroffenen entsteht. Ein weiteres Kriterium für die Diagnose ist, dass das Problem regelmäßig bestehen muss. Sprich, nur weil du mal Schwierigkeiten mit dem Orgasmus hast, zu früh, oder auch gar nicht kommst, ist das noch lange nicht krankhaft, problematisch oder gefährlich, sondern ganz normal!
Es gibt verschiedene Ursachen für vorzeitige Ejakulation. Ein große Rolle spielen emotionale Faktoren, wie z.B. Angst, die oft durch Leistungsdruck oder schlechte Erfahrungen im Zusammenhang mit Sexualität ausgelöst wird. Psychische Erkrankungen, Stress und Beziehungsprobleme können ebenfalls zu vorzeitiger Ejakulation führen.
Weitere Gründe sind eine Überempfindlichkeit des Penis oder ein unausgeglichener Hormonhaushalt, wie auch Medikamentennebenwirkungen oder andere Grunderkrankungen. Es ist wichtig, eine gründliche Diagnose zu stellen, um der Ursache des “zu frühen Kommens” auf den Grund zu gehen und am Ende die passende Behandlungsmethode empfehlen zu können.
Und nun zur großen Frage, Was kann man tun, um die Ejakulation und den Orgasmus zukünftig besser kontrollieren zu können?
Zunächst ist erstmal wichtig klarzustellen, was denn eigentlich “zu früh” bedeutet. Die Durchschnittszeit, bis es beim Geschlechtsverkehr zum Orgasmus kommt liegt nämlich “nur” bei 5 Minuten. Spannend oder? Das heißt, das was Pornos und Medien uns als normal vermitteln, entspricht überhaupt nicht der Realität und ist nichts, an dem man(n) sich messen oder vergleichen sollte.
Ebenfalls hilft es vielleicht auch schon die gewohnte Reihenfolge beim Geschlechtsverkehr einmal zu hinterfragen. In unseren Augen stellt der männliche Orgasmus mit dem Samenerguss häufig das große Finale und damit auch Ende der Intimität dar. Das bedeutet natürlich auch einen enormen Druck für die ejakulierende Person, der gar nicht sein muss!
Denn Sex ist ja lange nicht nur Penetration!!
Wenn du deinen Orgasmus dennoch besser kontrollieren möchtest, kannst du die folgenden Tipps und Tricks einmal ausprobieren:
- du kannst z.B. bei der Masturbation versuchen die Ejakulation hinauszuzögern, indem du kurz vor dem Kommen aufhörst, eine kleine Pause machst und dann erst wieder beginnst. Dadurch kannst du dir Techniken und Mechanismen aneignen, die du dann später auch mit deinem Partner/in ausprobieren kannst.
- Beckenbodentraining kann auch super hilfreich sein, deinen Orgasmus besser zu kontrollieren.
- Es gibt auch noch eine Technik namens “Squeezing”. Dabei drückst du den Schwellkörper kurz vor dem Orgasmus zusammen, wodurch der Samenerguss herausgezögert werden kann.
- Widme dich deiner mentalen Gesundheit, versuche Entspannungsübungen und führe Meditationstechniken in deinen Alltag ein. Das kann dabei helfen, den Druck aus der Thematik zu nehmen, und den Kopf etwas freier zu kriegen.
- Wenn das alles nicht hilft, kommen verschiedene medikamentöse Behandlungsoptionen ins Spiel, die du vorher unbedingt mit einem Urologen oder einer Urologin absprechen solltest. Es gibt z.B. lokalbetäubende Cremes oder Gels, die du auf deine Eichel auftragen kannst. Die setzten die Sensibilität und Empfindlichkeit der Eichel herab und können die Latenz bis zum Orgasmus vergrößern.
- Daneben gibt es noch verschiedene Medikamente, die direkt in den Ejakulationsvorgang eingreifen können.
Das wichtigste aber nochmal zum Schluss. Spreche offen über deine Sorgen und Gedanken, mach dir nicht so viel Druck wenn es einmal nicht so klappt, wie du es dir vorstellst. Probleme beim Orgasmus sind ganz normal und absolut nichts, wofür du dich schämen solltest. Indem wir das Tabu brechen und uns für eine offene und respektvolle Diskussion über Sexualität einsetzen, können wir dazu beitragen, Vorurteile und Stigmatisierung zu reduzieren und einen positiveren Umgang mit Sexualität erreichen. 💜